Kunst und Schokolade

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Die letzte Woche ist wahnsinnig … langsam vorüber gegangen. Ich glaube in keiner Woche bis jetzt hatte ich dieses Gefühl. Am Dienstag war hier das große Fest der Salute Kirche. Als 1630 die Pest endlich vorüber war, bauten die Venezianer die Salute-Kirche, und jedes Jahr am 21. November wird die Brücke nachgebaut, die damals vom Viertel San Marco auf die andere Seite des Kanals in das Quarantäneviertel führte. Diese Brücke wird auf angeketteten Booten gebaut und nach dem Festtag wieder abgebaut. Teil des Brauchs ist es, von San Marco über die Brücke zu gehen und dann in der Salute eine Kerze anzuzünden; man sagt dass man dann für das ganze nächste Jahr vor schweren Krankheiten geschützt ist. Ich bin am morgen mit Riccardo und Christophe zum Gottesdienst gegangen, aber da ganz Venedig an diesem Tag in die Kirche will, haben sie klugerweise über den ganzen Tag verteilt acht davon veranstaltet, so dass wir uns nur nicht bewegen konnten, aber nicht erdrückt wurden. Der Gottesdienst wurde vom Bischof gehalten, der gleichzeitig auch Kardinal ist. Der ständige Wechsel zwischen Mitra und Kardinalshaube hat Riccardo (der Protestant ist) dann auch etwas verwirrt. Als Ausgleich hat er mir dann aber netterweise die Predigt übersetzt; der grobe Sinn war, dass wir uns mehr um unsere Kinder kümmern sollten, damit etwas aus ihnen wird.
Als der Gottesdienst dann aus war und wir unsere Kerzen angezündet hatten, ging es dann weiter zum Jahrmarkt rund um die Kirche. Es ist ja allgemein bekannt dass die Südländer im allgemeinen sehr auf Zucker stehen, aber das was sich uns da bot, war einfach zu viel. Alles was man kandieren kann lag da an unzähligen Ständen und wechselte sich mit den auch bei uns üblichen Hariboständen ab. Zusätzlich gebrannte Nüsse, nicht nur Mandeln, alle Sorten! Und dann das beste: die Spezialität, genannt Fritatta, wahlweise in Zucker gewälzt oder mit Nutella. Was aber ist eine Fritatta? Ganz einfach: Aus’zogene 🙂
Etwas größer als bei uns üblich, aber doch, ja, der Geschmack war in etwa der gleiche.

Nachmittags bin ich dann zum wiederholten Male in die Accademia gegangen, meine Drawing-Hausaufgabe erledigen. Ich liebe dieses Museum, und die Tatsache dass ich freien Eintritt habe macht die Sache natürlich noch angenehmer. Mittlerweile habe ich mich auch entschieden: ich mag Tintoretto lieber als Tiziano 🙂

Mittwoch war dann wieder ein wunderbarer Tag zum Zeichnen: kalt und neblig. Wir nahmen die Gelegenheit war und sind in die Scuola Grande di San Rocco gegangen, die leider wegen des vielen Marmors kälter war als die Stadt drumherum. Ich hab in meinen Winterstiefeln kalte Füße bekommen und habe nicht mal für 5 Minuten meinen Mantel ausgezogen. Nach einer Stunde hab ich dann auch aufgegeben zu zeichnen, weil meine Finger den Stift nicht mehr halten konnten. Was schade war, denn wie gesagt, Tintoretto ist ein toller Maler gewesen und ich hätte mir seine Bilder gerne noch länger angesehen. Vielleicht gehe ich nächstes Wochenende nochmal hin, dann allerdings mit zwei Lagen Socken und Handschuhen.

Donnerstag wiederum war ein schöner entspannter Tag. Genau wie Dienstags habe ich morgens bis halb 11 Italienisch und dann erst wieder um fünf den Literaturkurs. Meistens verbringe ich erstmal mit den anderen die Kaffeepause an der Bar, lasse mich von den Barista Davide und Claudio Bella nennen und mache Kaffeeklatsch. Franziska und ich haben uns dann entschlossen unsere Painting Hausaufgabe zu erledigen und haben uns in einen der vielen Gemeinschaftsäume verzogen, Musik angemacht und mit Ölfarben rumgesaut. Manchmal fühlt man sich da sehr in seine Kindheit zurückversetzt…
Abends allerdings wurde es richtig lustig. Ich bin hier ja auch Interessehalber im Kurs Conspiracy Theories, genau wie Theresa und Franziskas Roommate Tamar. Die beiden haben sich nun als Abschlussarbeit überlegt, ihre eigene Conspiracy Theory zu entwickeln und die Akzeptanz zu testen. Also haben sie Alkohol besorgt (dann konspiriert es sich leichter), uns in das Zimmer gelockt und dann aufgeschrieben was wir so zusammengesponnen haben. Und glaubt mir, da kam eine Menge raus. Wenn man diese Insel und die Uni als ganzes betrachtet ist alles okay, aber wenn man diese ganzen kleinen Begebenheiten betrachtet, die etwas… komisch sind, kann man da schon eine Verschwörung dahinter vermuten! Ich hoffe ich bekomme die Arbeit zu sehen bevor sie sie abgeben, ich glaube ich werde mich dann immer an diesen Abend erinnern als wir versucht haben das Königshaus der Oranier mit Katharina de Medici und unserer Insel in Verbindung zu bringen (keine Ahnung wie wir darauf gekommen sind…)

Total übermüdet, weil ich um 1 erst das Verschwörungteam verlassen und dann noch bis 3Uhr morgens mein Essay für Painting geschrieben habe, saß ich dann morgens in Painting und versuchte nur irgendwie die Stunde zu überstehen. Träumte davon zwischen dem Ende des Unterrichts um 12h und dem Ausflug um halb 2 noch ein Nickerchen zu machen. Da fällt der Dozentin ein, dass sie für uns eine Führung durch die Werkstätten des Denkmalpflegeinstituts organisiert hat. Ich meine es war interessant und ich fand es wirklich schade dass ich nicht wacher war, um die Arbeiten zu würdigen (und die waren toll, Stukkateurarbeiten, Schmiedearbeiten, gemaltes Holz das aussah wie echt), aber ich war einfach nur müde. Und natürlich hatte ich keine Zeit mehr für ein Nickerchen, bevor wir zum Guggenheim Museum aufgebrochen sind.

Ich wünsche mir so sehr ich wäre wacher gewesen! Dieses Museum ist so wunderbar, die Auswahl ist fantastisch und ich wünschte ich hätte diese wunderbare Frau getroffen die es liebte von Künstlern umgeben zu sein und das Geld hatte einfach Bilder zu kaufen die ihr gefielen und sie einfach in ihrem Haus aufzuhängen. Ich stand bestimmt eine viertel Stunde vor Magritte. Ich liebe dieses Bild. Dann Picasso, Ernst, Schwitters, Delaunay, Mirò, Pollock, Kandinsky,…
Das erste was ich mache wenn ich wieder in München bin, ist ins Lenbachhaus und in die Pinakothek der Moderne gehen. Wer kommt mit?
Auf nächste Woche freue ich mich auch schon, Im Palazzo Grassi ist eine große Picasso Ausstellung 🙂 Wer mit mir im Kunst-LK war erinnert sich vielleicht wie ich mit diesem dummen Referat gekämpft habe, aber seitdem mag ich ihn irgendwie 😉

Samstag, kann man sich denken, habe ich erstmal ausgeschlafen. Halb zwölf, keine Ahnung wann ich das letzte mal so lange geschlafen habe! Sonst musste ich entweder in irgendwelche Kirchen für meine Zeichnenhausaufgabe oder Naoko ist so früh aufgestanden, dass ich nicht mehr weiterschlafen konnte. Da sie aber dieses Wochenende in Wien ist, war ich einfach faul. Mittags sind Tamar und ich dann einkaufen gefahren, denn wir hatten aufgrund meiner sturmfreien Bude spontan eine Schokoladenparty geplant.
Boah haben wir gefressen… Wir hatten alle Sorten Schoko (Nüsse, weiß, Vollmilch,…), Schokokuchen, Schoko-Biskuit-Rolle, Schokoriegel, Nutella zum dippen von Obst (mhm,. Äpfel mit Nutella!)… es ist ein Wunder dass ich heute Nacht keine Alpträume hatte. Und da es eine „Girls only“ party war, gabs dann natürlich auch die üblichen Gespräche. Allerdings gingen wir bald von Worten zu Taten über… bin nicht sicher ob ich das erzählen soll… naja, man kann Nutella nicht nur vom Löffel lecken…

Der Abend endete dann natürlich im Bett *zwinker* mit Dogma und sehr müden Gästen. Zum Schluss waren nur noch Veronique und ich übrig, und um drei war dann alles vorüber. Aber es ist immer noch Schokolade übrig… jammi, ich mach mir dann mal Mittagesen.

Ciao

Kitty

Autor: Kitty

Büchermachender Bücherwurm mit feministischen Tendenzen und einer dunklen Vergangenheit im Bildungswesen. Kommuniziert viel, gerne und macht das irgendwie auch beruflich.

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