Advent, Advent,…

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…kein Lichtlein brennt. Gestern war erster Advent, heute ist Barbaratag und am Mittwoch Nikolaus. Warum ich das extra erwähne? Nun weil ich mir extra daran erinnern muss, das Wetter jedenfalls ist kein gutes Indiz dafür dass es eigentlich so langsam mal Winter werden sollte. Heute hat es dann doch mal geregnet (das erste mal seit… ich kann mich ernsthaft nicht an den letzten Regen erinnern…), aber der Regen war trotzdem so warm, dass man es für die Fortsetzung des Altweibersommers halten könnte.
Ich meine, wir haben es versucht, Weihnachtsstimmung aufkommen zu lassen und sind am Samstag auf den „Weihnachtsmarkt“ gegangen. Die Dimension ist in etwa die des Weihnachtsmarkts am Sendlinger Tor und sie haben auch ein paar nette Sachen da, aber wenn man seinen Glühwein im Pullover trinken kann… ich denke ihr versteht mich.
Hinzu kommt noch, dass meine Mama als sie hier war keinen Adventskalender dabei hatte, und dabei weiß sie ganz genau, dass sie mir nicht auskommen kann! Seit ich 18 war, versucht sie mir keinen mehr kaufen zu müssen, aber sie schafft es nicht, und die letzten Jahre hat sie dann sogar immer noch einen für Christian mit gekauft.
Nur war wohl diesmal ihr Koffer zu klein, oder was auch immer, jedenfalls hat sie mir keinen mitgebracht. Aber dafür hat man schließlich Freunde, nicht wahr? Denn Theresa war vergangenes Wochenende zu Hause und hat einen Riesenstapel Adventskalender mitgebracht und unter den Mädels verteilt *bigsmile* Also habe ich ein weiteres Jahr dem Erwachsenwerden in der Weihnachtszeit getrotzt.

Aber nun zu meinen Eltern. Nach langer Vorgeschichte und Re-Arrangements haben sie es schließlich geschafft, letzten Dienstag um 11 Uhr aus dem Flugzeug zu steigen, um sich von mir Venedig zeigen zu lassen. Das Hotel, sehr schnieke und gleich hinterm Markusplatz gelegen, war dann erstmal eine große Versuchung (ich sage nur BADEWANNE und HEIßES WASSER), die allerdings vom Hunger noch geschlagen wurde. Da wir uns aber letzteren fürs Abendessen aufsparen wollten, gab es erstmal Tramezzini und Caffè am Rialto mit anschließendem Besuch in der Accademia. Schließlich muss ich meinen Eltern doch zeigen, wo ich die meiste Zeit hier verbringe…
Logischerweise musste ich ihnen dann auch die Insel zeigen; die Zimmer bekamen das Urteil „für Studenten doch okay“ und nach einer kleinen Vernissage war es dann auch schon wieder Zeit fürs Boot und Restaurantbesuch. Uff, Schlemmerei, Völlerei, Maßlosigkeit. Das was wir gegessen haben war super, und das was wir bestellte haben wäre bestimmt auch gut gewesen, wenn uns die Tücken der Ãœbersetzung nicht in die Irre geführt hätten. Meine Mutter hat sich an die französische Ãœbersetzung gehalten, die wunderbarerweise auch mit der deutschen übereinstimmte, während mein Vater auf das englische vertraute. Ich habe der Menüwahl der beiden leider nicht so besondere Aufmerksamkeit geschenkt, da ich zu sehr in der Vorfreude auf meinen Fisch schwelgte, sonst wäre mir vielleicht die „leichte“ Diskrepanz aufgefallen. So aber hat meine Mutter statt „gemischte Fisch mit Spinat/Poison mixte avec Épinard“ Frutti di Mare mit Pommes/Pesche miste con patate fritte“ und mein Dad hatte anstatt Beef Schnitzel. Vom Schwein. Geschmeckt hat es trotzdem, und vom Nachtisch hat es uns auch nicht abgehalten.

Da ich am Abend noch ein Treffen mit Lisa, Kathi und ihrer italienischen Bekannten hatte, habe ich die beiden dann alleine zum Hotel wandern lassen (das schöne an Venedig ist, man verläuft sich zwar immer, aber es macht nichts weil das Ende der Stadt maximal 20 Minuten vom Ziel entfernt ist) und kugelte mich zum Café Noir. Die wertvolle Erfahrung dieses Abends war meine unterschätzte Fähigkeit, mich über einen längeren Zeitraum in italienisch zu artikulieren, sprich wir haben die Unterhaltung für fast 2 Stunden auf Italienisch geführt, ich habe alles verstanden und habe sogar etwas gesagt.
Amazing. Allerdings scheint das mit dem Verlust der deutschen Sprache einher zu gehen; den ganzen tag musste ich mich zusammenreißen, mit meinen Eltern nicht Englisch zu reden, und manchmal ist mir tatsächlich das ein oder andere Wort entfallen (actually i’m writing this blog with the help of several dictionaries, otherwise it wouldn’t be possible to keep the information flow…). Vielleicht ersetzen die italienischen Vokabeln nach und nach die deutschen, genau wir beim Handy: jedes neue Wort ersetzt ein altes.

Mittwoch mussten wir dann leider feststellen, dass Museen in Venedig auch mal einen Tag geschlossen haben und verpassten so einen bestimmt wunderbaren Besuch im Dogenpalast, den wir dann kurzerhand durch einen Besuch in der Basilika ersetzten. Leider war der nicht so überwältigend wie meiner vor ein paar Wochen, trotzdem überwältigend genug; Gold blendet auch bei schwacher Beleuchtung…
Den restlichen Tag verbrachten wir dann mit Barhopping, Caffè über Caffè, um die Zeit bis zum Essen zu überbrücken; da wir immer noch voll vom Vortag waren, gab es allerdings „nur“ eine Pizza in einer wundervollen kleinen Pizzeria. Gott sei Dank waren wir genau 5 Minuten vor einer Gruppe netter deutsche mit unserer Bestellung fertig und konnten in Ruhe die Freuden einer großen Reisegruppe in einem fremden Land miterleben. Zum Beispiel dass es nicht üblich ist, in Italien die Rechnung zu teilen. Die Bedienung will einfach nur das Geld haben, dass auf der Rechnung steht, wie es zusammenkommt, ist ihr egal. Was macht man also als überforderter Reiseleiter? Man stellt sich vor die gesamte Gruppe, verteilt Kugelschreiber und instruiert die Gruppe, jeder solle doch den Betrag des Essens auf sein Tischset schreiben und selbst zusammenrechnen, er würde dann am Schluss das Geld einsammeln. Irgendwie war er ja süß in seiner Hilflosigkeit…

Der Rest der Woche war dann angefüllt mit Abschlussarbeitenschreiben-Ersatzhandlungen; Filme gucken, lesen (nichts für die Uni), schlafen, …
Nur unterbrochen von einem kleinen Trip nach Vicenza. Aber davon berichte ich dann ein anderes mal, ich denke meine ausschweifende, literarisch wertlose Ersatzhandlung hat ihren Zweck erfüllt.

Keep flowing

Kitty

Autor: Kitty

Büchermachender Bücherwurm mit feministischen Tendenzen und einer dunklen Vergangenheit im Bildungswesen. Kommuniziert viel, gerne und macht das irgendwie auch beruflich.

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