The sun is shining …

Ich fahre seit langem mal wieder mit dem Auto. Die Sonne scheint, die Menschen entfalten und entblättern sich nach der langen ungemütlichen Wetterphase. Das passiert aber anscheinend nur partiell; gewisse Körperteile scheinen hintenanzustehen. Das Gehirn kommt mit der vielen frischen Luft nicht klar.

Ich beobachte gerne, und ich sehe viel.

Ich sehe Männer, denen der Wind das Haar zerzaust, während sie sich nicht trauen, ihr Cabrio nach der langen Winterpause voll hochzuziehen, aber trotzdem ihr angestammtes Recht auf der linken Spur einfordern.
Ich sehe Jungspunde mit ortsfremden Kennzeichen, die meinen, sie müssen sich in ihren Polos und Fiats mit den Münchner Großwildjägern in ihren Cayennes messen, und dabei vor lauter Draufgängertum fast den nächsten Lkw erlegen.
Ich sehe Egomanen, die eine Kreuzung verstopfen, damit ihnen keiner aus der Seitenstrasse rechts die Vorfahrt nimmt, sich dann aber über das Hupkonzert der entgegenkommenden Linksabbieger wundern.
Ich sehe Kamikaze-Radler, die ohne nach hinten zu sehen den linken Arm ausstrecken und in eindeutig lebensmüder Weise an den linken Strassenrand fahren.
Ich sehe vielbeschäftigte Menschen, die es so eilig haben, dass sie den kurzen Halt des Busses nicht abwarten können, ihn mit ihrer Schwanzverlängerung rasant überholen und sich freuen, dass der Busfahrer risikoarm ist und auf seine Vorfahrt verzichtet.
Ich sehe Egoisten. Wichtigtuer. Leute, die meinen, das Gesetz wäre nur für andere da, und das Recht sowieso immer auf ihrer Seite.

Morgen bleibt das Auto wieder in der Garage, über U-Bahn-Deppen kann man sich zwar auch aufregen, aber sie stellen wenigstens keine unmittelbare Gefahr für Leib und Leben dar.

Autor: Kitty

Büchermachender Bücherwurm mit feministischen Tendenzen und einer dunklen Vergangenheit im Bildungswesen. Kommuniziert viel, gerne und macht das irgendwie auch beruflich.

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