Weil ich nicht zu hoffen wage, dass mir jemand das #buchstöckchen von Wibke zuwirft, hab ich es mir frecherweise einfach gemopst. Aber das war von ihr ja ausdrücklich gewünscht.
Welches Buch liest Du momentan?
Im Moment lese ich „Bücher kommunizieren: Das PR-Arbeitsbuch für Bibliotheken, Buchhandlungen und Verlage“ von Ralf Laumer. Spannend, ich weiß. Und so war die Frage wahrscheinlich auch nicht gemeint. Daher also das Buch, zu dem ich seit zu langer Zeit nicht komme, das aber ganz oben auf dem SUB liegt: „Die profanen Stunden des Glücks: Roman“ von Renate Feyl. Ich hatte es letztes Jahr (Oh Gott) angefangen und dann dummerweise bei meiner Tante liegen lassen. Der lange Weg zurück zu mir hat unsere gemeinsame Zeit jäh unterbrochen, aber ich werde gleich morgen wieder damit anfangen.
Warum liest Du das Buch? Was magst Du daran?
Ich bin sehr begeistert von der Epoche der Romantik, und als echter Germanist fasse ich diesen Begriff etwas weiter, sodass Goethe als Wegbereiter auch meine Zuneigung genießt (aber natürlich nicht nur deswegen). „Die profanen Stunden des Glücks“ wiederum handelt von einer der Figuren im Personenkarussell der Intellektuellen der damaligen Zeit, Sophie de la Roche. Und da ich ein Fan großer Frauenfiguren bin, die auch Schwächen haben (nichts ist langweiliger als eine Heldin ohne Zweifel), bin ich sehr begeistert von dem, was ich bisher gelesen habe.
Wurde Dir als Kind vorgelesen? Kannst Du Dich an eine der Geschichten erinnern?
Mein Vater hat uns ständig vorgelesen, und wehe er hatte mal keine Lust! Ich bestand jeden Abend auf meine Geschichte. Erst viel später ist mir klargeworden, was mein Vater uns da vorgelesen hat: Die erste Geschichte, die ich immer hören wollte, war „Der Zauberlehrling“ von Goethe, in einer wunderschön illustrierten Ausgabe. Den Text konnte ich mit 4 Jahren auswendig mitsprechen.
Sobald ich in der Grundschule war und selbst lesen konnte, war kein Buch mehr vor mir sicher. Da habe ich dann jeden Abend mit Mutter gekämpft, wie lange ich noch lesen darf (Mama, nur das Kapitel noch fertig!).
Gibt es einen Protagonisten oder eine Protagonistin, in den / die die Du mal regelrecht verliebt warst?
Da gab es leider mehr, als ich hier zugeben möchte. Am nachhaltigsten beeindruckt hat mich aber Jamie aus Diana Gabaldons „Feuer und Stein“ (siehe unten). Grrrrroßerrrrr Schotte mit Barrrrrrt, aye?
In welchem Buch würdest Du gern leben wollen?
Das ist gar nicht so einfach. Denn sich für ein Buch zu entscheiden würde ja bedeuten, andere auszuschließen, deren Welt nicht weniger lebenswert wäre. Und außerdem mag ich Bücher, wo nicht ganz sicher ist, wer am Ende überlebt, und da würde ich nun wirklich nicht leben wollen …
Welche drei Bücher würdest Du nicht mehr hergeben wollen?
Das Leben zwischen den Sternen, Jim Grimsley
Mein erster Liebesroman mit homosexuellen Protagonisten; ich hatte ihn seinerzeit auf Empfehlung für einen schwulen Freund gekauft, der kurz vor seinem Coming Out stand – und habe es kurzerhand selbst gelesen. Die Geschichte von Daniel, der aus einfachen Verhältnissen stammt, und Ford, dem Arzt in dritter Generation aus angesehener Familie malt nichts in Rosa, sondern beschreibt sowohl die Kämpfe der beiden auf ihrem Weg zueinander als auch als Paar gegenüber der Gesellschaft – und ihren Familien. Die Sprache ist genauso sperrig wie de Geschichte, und das hat mich bis heute nicht losgelassen.
Feuer und Stein, Diana Gabaldon
Ich war sechzehn, als meine Tante, mit der ich bis heute meinen Buchgeschmack teile, mir dieses Buch in die Hand drückte. Und seitdem haben wir beide jeden Band der Saga verschlungen, immer in der Hoffnung, einer der nachfolgenden Bände wurde noch einmal so gut wie der erste. Hier kommt einfach so viel an gutem Stoff zusammen: Schottland zu Zeit der jakobitischen Kriege (hat mich schon in der Schule fasziniert), eine Zeitreisende (bietet ja immer Potential für lustige Szenen), eine Heldin mit Schwächen (vor allem für einen bestimmt jungen Schotten), einen gutaussehenden Helden mit vielen Facetten, Love, Sex und Crime. Hach, ich muss gleich noch mal…
Palast der Winde, M.M. Kaye
Den Sommer habe ich immer bei meinen Großeltern verbracht, im alten Kinderzimmer meiner Mutter. Hier standen auch viele der Bücher, die meine Mutter beim Umzug nicht mitgenommen hatte oder meine Oma vor den intellektuellen Ansprüchen meines Großvaters an ein Bücherregal verstecken wollte. Da ich immer zu wenig zu lesen dabei hatte, durchforstete ich die Bücher und entdeckte Palast der Winde. Mein Buch des Sommers: unglaublich dick, unglaublich voll, historisch, exotisch – was will man mehr?
In den Wirren des Sikh-Aufstandes verliert der junge Engländer Ashton seine Eltern und wird von seiner indischen Amme unter dem Namen Ashok als Inder aufgezogen. Erst nach ihrem Tod erfährt er von seiner wahren Herkunft und ist ab diesen Zeitpunkt zerrissen zwischen den Kulturen im von Engländern kolonialisierten Indien.
Dieses Buch war meine erste „Erfahrung“ mit Indien, mit Culture Clash, Kolonialkritik und einer großen, tragischen Liebesgeschichte. Und hat bis heute meine Ansprüche an historische Romane geprägt.
Ein Lieblingssatz aus einem Buch?
„Aus einem Bier wurden zwei und mehrere, und der Nachmittag bekam weiche Ränder.“
Jim Grimsley, Das Leben zwischen den Sternen
Danke für das Stöckchen, Wibke!
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