Die Yogastunde

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Der Wecker klingelt. Rumdrehen. Spontan den Plan für Frühsport umschmeissen, mal wieder, noch etwas liegen bleiben. So müde. Sport kommt eh heute Abend. Dösen, denken, wegdriften. Endlich aufstehen, das Gedankenkarussell fängt an sich zu drehen, erstmal an den Schreibtisch, Rechnungen schreiben, Überweisungen machen. Das Handy erinnert mich an die Meditation – keine Zeit, duschen, anziehen, fertigmachen. Aus dem Haus hetzen, schon wieder so spät, schnell noch ein Brötchen auf die Hand, Frühstück vorbereiten ist gestern wieder flach gefallen.

In der Tram Podcast hören, Selbsoptimierung, natürlich, der Lifecoach erzählt von Zielen im Leben. Schön wärs.

Am Schreibtisch, Rechner an, Kaffee holen, los geht‘s, oder auch nicht, erstmal noch den Artikel auf dem Handy fertig lesen, dann Mails bearbeiten, Dinge freigeben, Leuten absagen, Leuten zusagen. Noch ein Kaffee. Lachen mit der besten Kollegin der Welt, sich vor der großen Tagesaufgabe drücken, noch ein Kaffee. Dann endlich, Oh Gott schon elf?, das Projekt weitermachen.

Schon Mittagessen, danach Kaffee, vielleicht doch einmal ein Wasser zwischendurch? Der Nachmittag verfliegt, das Projekt geht voran, oh, in einer halben Stunde kommt die Post, schnell noch Pakete fertig machen. Die Zeit rast, schnell schnell, noch die offenen Aufgaben abschließen, Wettlauf gegen die Uhr, die Uhr gewinnt. Zur Sbahn hetzen, das wird wieder eine Punktlandung. Die Treppe runter, zur Ubahn, gerade fährt sie ein, rein, Tür zu. Im Laufschritt ins Studio, umziehen, als letzte noch in den Raum schlüpfen. Matte ausrollen. Einatmen. Ausatmen.

Einatmen.
Ausatmen.
Om.
Om.
Om.

Der Atem fließt. Die Muskeln werden warm. Einatmen. Arme hoch, Arme senken. Ausatmen. Nach vorne beugen, dehnen. Den Körper drehen, nach links, nach rechts. Einatmen, die Beine heben, das Blut fließt in den Kopf, ausatmen, die Beine senken. Sich Wirbel für Wirbel aufrichten, Kraft im Rücken sammeln, sich strecken, wieder auf den Rücken legen. Jeden Muskel anspannen, jeden Muskel entspannen. Tief einatmen. Tief ausatmen. Mein ganzer Körper ist entspannt. Ich bin entspannt.

Sanft wieder in der Wirklichkeit ankommen. Die Matte zusammenrollen. In aller Ruhe umziehen, om, schönen Abend noch. Ich trete auf die Straße und gehe nach Hause. Nein. Ich schwebe nach Hause. Die Entspannung trägt mich. Zumindest für diesen einen Abend.

Autor: Kitty

Büchermachender Bücherwurm mit feministischen Tendenzen und einer dunklen Vergangenheit im Bildungswesen. Kommuniziert viel, gerne und macht das irgendwie auch beruflich.

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  1. Pingback: Just Breathe – Alltagsfluchten mit Calm – © by Kitty

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