Sonntag, 19:19 Uhr. Gerade war es gefühlt noch 10 Uhr morgens, als ich mehr oder weniger mit Elan aufgestanden bin und überlegt habe, wie ich den Tag verbringen will. Bis zum üblichen Skype-Date mit den astiküssen um 11 Uhr war die Zeit schnell rum (Anziehen dauert sonntags immer so überraschend lange), die Skype-Session schon um 12 Uhr erfolgreich zum Abschluss gebracht. Das schreit doch quasi nach einem Tag voller Spaß und Quality Time mit mir selbst, vor allem, da der anhaltende Regen es einem ja sehr einfach macht, zu Hause zu bleiben.
Seitdem sind 7 Stunden vergangen. Zieht man die eine Stunde fürs Joggen und die eine für Mittagessen und hygienische Sofortmaßnahmen nach dem Laufen ab, bleiben immerhin 6 Stunden, in denen ich a) viel erledigen könnte, was auf der ominösen To-do-Liste steht, oder b) einfach ausspannen könnte, wie man das wohl an einem verregneten Sonntag so tut. Mit so progressiven und revolutionären Dingen wie Lesen. Oder Zeichnen. Oder Mittagsschlaf. Oder Serien/Film gucken. Man könnte auch – Vorsicht, neuartige Idee – beides kombinieren, also zuerst etwas Nützliches tun und dann ganz stolz auf sich zur Entspannung übergehen.
Statt dessen habe ich die meiste Zeit damit zugebracht, mir zu überlegen, womit ich denn jetzt anfange. Weil mir irgendwie alles so wichtig vorkam. Um die Entscheidung zu vertagen, habe ich dann erst einmal nach neuen Tools zur Aufgabenverwaltung gesucht; eine Übersprungshandlung aus dem Lehrbuch, möchte man meinen. Dann bin ich eine Stunde Laufen gegangen. Habe Snapchat ausprobiert. Habe meine Aufgabenliste aus Evernote in Remember the Milk übertragen. Meine Unterkunft für die AKEP-Jahrestagung organisiert und nach Flügen nach Berlin gesucht. Die Betten abgezogen. Eine neue Liste angefangen, was ich diese Woche alles erledigen will.
Nun ist es 19:26 Uhr, und ich fühle mich schlecht. Der Sonntag ist, wieder einmal, verstrichen, und er hat mir weder das gute Gefühl vermittelt, in meiner Aufgabenflut, die ich mir ja zu einem großen Teil selbst anschaffe, vorangekommen zu sein, noch bin ich entspannt. Vor allem sind es so sinnlose, klassisch unter der Woche liegen gebliebene Aufgaben, die weiterhin ohne Haken auf meine To-do-Liste stehen, dass es wirklich nicht tragisch ist, wenn sie nicht gemacht sind. Aber tatsächlich fühle ich mich fast schon als unorganisierte Versagerin.
Ach Sonntag. Wir beide müssen das erst wieder langsam miteinander angehen lassen, mhm? Das mit der Entspannung üben wir nochmal.
— Katharina Eichler (@c_by_kitty) June 5, 2016
Das ist kein schönes Gefühl, vor allem, weil es mir im Beruf so ganz anders geht und gelingt. Da habe ich aber auch ein tolles Team, das mich motiviert und mitzieht. Für die Dinge, die ich mir selbst für mich vornehme, bin nur ich selbst verantwortlich. Nur ich selbst mache mir den Druck, alles perfekt schaffen zu müssen, niemand sonst, auch nicht der Mann. Der motiviert mich eher mal, doch auch die Füße hochzulegen und Fünfe gerade sein zu lassen; allein, das fällt mir so schwer. Das muss ich nach einer Zeit, in der das Wochenende häufig auch zum Arbeiten gedacht war, erst wieder lernen. Man sollte meinen, dass nach über einem halben Jahr mein Hirn langsam begriffen hätte, dass Wochenende gleich Entspannung bedeutet, aber irgendwie ist das noch nicht richtig angekommen.
Ab heute also ist mein Ziel, mir für den Sonntag NICHTS vorzunehmen, was nicht mit Vergnügen und Quality Time zu tun hat. (Das Skype-Date ist tatsächlich heavy Quality Time mit meinen astiküssen! <3) Und deswegen lasse ich jetzt sofort alles stehen und liegen, gehe in die Küche und koche ein Lieblingsessen, egal wie lange es dauert – und danach gehört der Sonntag mir und meinem Buch. In diesem Sinne: Habt einen schönen Sonntag!